WEIHNACHTEN 2023

Ein Dezember zwischen Jubel und Tränen.

Was war das für eine ereignisreiche Weihnachtszeit? Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Wir entschieden uns anfang Dezember mit ein paar deutschen Freunden, dass wir mit einem Weihnachtsmarkt in unserem Cafe etwas Weihnachtsstimmung bei fast 40 Grad schaffen wollten. Geplant, getan. Am 3. Advent war es dann soweit. Am Morgen hatten Andreas und ich zusätzlich noch den Dienst der Sonntagsschule. Wir haben am Vorabend nicht nur für den Weihnachtsmarkt gebacken und vorbereitet sondern auch noch für die Sonntagsschule. Wir hatten den letzten Sonntag vor der Sommer/Weihnachtspause. Also wollten wir was besonderes machen. Ja ich weiß, Sommer und Weihnachten passt für uns Europäer nicht zusammen. Aber hier ist es genau so.

Der Weihnachtsmarkt war großartig!

Es kamen viel mehr Besucher, als wir erwartet hatten. Die Menschen hier lieben Events und ich denke viele waren auch neugierig, was es mit diesen neuen Café am Sonntag Nachmittag auf sich hat. Es war eine herrliche Atmosphäre. Andreas kreierte Drinks im Akkord und ich kam gar nicht hinter der Crepes-Maschine hervor. Eng befreundete Familien organisierten es mit uns zusammen. Sie verkauften wunderschöne Handarbeiten. Die Besucher genossen die Atmosphäre und liebten es gemeinsam Zeit zu verbringen und sich zu unterhalten.

Der Weihnachtsmarkt hat es geschafft, dass bei uns wenigstens etwas Weihnachtsstimmung aufkam, angesichts der fast 40 Grad. Es war wunderschön. Und nun folgten auch gleich die Vorbereitungen für die Weihnachtstage in der Gemeinde. Wir haben auf der Jugendfeier mitgeholfen und am 24. durfte ich mal wieder mein schauspielerisches Talent auspacken. In dieser Woche waren auch die Studenten von der Jüngerschaftsschule JWAM als Praktikum in der Gemeinde. Die erste plattdeutsche Base von JWAM Paraguay. In ihrem Einsatz sind Menschen zum Glauben an Jesus Christus gekommen. Halleluja, so fragten sie, ob wir eine Taufe im Pool meiner Eltern feiern können. Es passte hervorragend, da sie so oder so an diesem Abend zu uns zum essen eingeladen wären. Aber einige Stunden vor der Taufe: Wir bereiteten das Essen vor, bekommen wir eine Nachricht von unserem Pastor. Frank, unser Freund und ein Vater der Gemeinde ist gerade plötzlich verstorben (Herz). Frank, der uns immer Mut gemacht hat im Geist zu gehen. Die geistliche Welt wahrzunehmen und ihr zu wandeln, auf Gottes Stimme zu hören.

Seine Kinder mussten bereits 4 Jahre zuvor ihre Mutter gehen lassen, nun noch ihren Vater. Eine tiefe Trauer kam über uns. Wie konnten wir helfen? Was heißt das für unsere Gemeinde. Was heißt es für das Weihnachtsprogramm. Es fühlte sich komisch an, fröhlich Weihnachten zu feiern, während die Gemeinde eigentlich ein Mitglied betrauert. Sollten wir nun die Taufe feiern oder sie absagen? Aber wir ließen es nicht zu, dass der Tod das Leben aufhält. Frank hätte sich die Taufe gewünscht und auch ein fröhliches Weihnachten. Ihm geht es jetzt gut. Er ist nun am schönsten Ort überhaupt. So feierten wir das Tauffest. Und aßen zusammen zu Abend. Anschließend fuhren wir zu den Kindern von Frank. Sie sind zwischen 16-30 Jahre alt. Wir konnten Anteil nehmen, sie umarmen und für sie beten. Wir durften sie als Gemeinde auffangen.

Spiele für die Jugendfeier

Am 23. Abends war dann schon die Jugendfeier. Die Kinder von Frank waren auch mit dabei. Es ist erstaunlich welchen Frieden sie und auch wir als Gemeinde trotzdem hatten. Wie schön ist es, wenn man eine Hoffnung nach dem Tod hat. An diesem Abend hatten wir viel Spaß. Die Jugendlichen haben gut mitgemacht. Unsere Kinder waren auch mit dabei, wir durften als ganze Familie helfen.

Und dann kam Heilig Abend…

Auf den Bildern könnt ihr schon erkennen wieviel Freude da drinnen steckt. Es war ein lustiger Abend, der durch die Geschichte von Punchinello „Das allerschönste Geschenk“ dazu einlud, sich selbst zu schenken. Dieser Abend durfte uns daran erinnern, dass wir zur Gemeinschaft geschaffen sind, zum Lobpreis und Anbetung. Unser großer Gott, der seinen Sohn für uns gegeben hat, damit wir wieder ohne Schuld und Scham vor ihn treten können, möchte Gemeinschaft mit uns haben! Wie wunderbar. Jesus wir feiern dich und das ewige Leben, dass du uns gebracht hast.

Ein Auto für Bolivien

Wir brauchen ein Auto für unseren Dienst und unsere Familie. Eins war klar, es soll ein Auto sein, indem viele rein passen. Wir sind für die Menschen hierher gekommen, also soll unser Auto auch vielen Menschen dienen.

Wir durften fast von Anfang an den Firmenwagen von Reginas Vater mitbenutzen, welches noch ebenfalls von seinem Mitarbeiter gefahren wurde. Dieser zog nach einigen Monaten weg und so konnten wir das Auto ohne schlechtes Gewissen für uns alleine nutzen. Wir sahen Gottes Versorgung darin, dass wir dieses große Auto -Toyota Tundra- von Anfang an benutzen durften. Doch Regina´s erster Gedanke bzgl. des Autos war: „Ich bin noch zu klein für dieses Auto, ich glaub ich muss noch etwas wachsen.“ 🙂 Aber dieses Auto ist hier recht normal und praktisch, da das Straßensystem hier noch sehr schlecht ausgebaut ist und viele Straßen Erdstraßen sind. Es gibt hier unglaublich viele allradbetriebene Autos bzw. Pickups.

Das ganze Jahr über hieß es allerdings, das Auto könnte zu jeder Zeit verkauft werden. Wenn sich ein Käufer findet, dann wollte Reginas Vater das Auto verkaufen. Denn das Geld aus dem Verkauf war bereits für ein nächstes Projekt gedacht. Wir tankten das Auto selten voll, es könnte ja zu jeder Zeit wegkommen. Aber es fand und fand sich einfach kein Käufer.

Wir durften in diesem Jahr die letzten Schulden von unserem Grundstück hier vor Ort abbezahlen und freuten uns, dass wir jetzt soweit schuldenfrei sind. Jetzt war es Zeit auch Verantwortung bzgl. des Autos zu übernehmen und eins zu kaufen. Wir schauten uns ein Auto an, welches eigentlich wirklich gut war und uns als Familie gut dienen würde. Aber das war auch das Problem, nur uns als Familie. Es war einfach zu klein. Wir hatten nicht den Eindruck, dass wir das Auto kaufen sollten. Und die nächsten Wochen bestätigten dies. Einige Sonntage hintereinander fragten uns immer wieder Menschen aus dem Dorf, ob sie mit uns mitfahren könnten. Wir machten Fahrten über Land, was hier so viel heißt, dass wir einige Kilometer Erdweg fahren müssen. Dieses Auto hat uns wirklich gut gedient. Wir wissen für Deutschland sieht es riesig und unnötig aus, aber hier ist es oftmals notwendig und es bot ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. So fingen wir an, dafür zu beten und Gott zu fragen, ob wir dieses Auto kaufen sollten.

Gott wusste, dass wir uns am Anfang nicht für so ein Auto entschieden hätten. Zu groß, zu protzig. Aber es hat sich für uns wirklich als sehr dienstbar erwiesen. Wir wohnen in Bolivien, hier darf man zur Not auch die Ladefläche nutzen, um Menschen zu transportieren. Man wird nicht von der Polizei angehalten. Klar, wir sind und bleiben Deutsche….Verkehrssicherheit und so… aber es ist schön, wenn nötig, die Möglichkeit zu haben, mehrere Menschen transportieren zu können.

Hier war Familie aus Deutschland zu besuch. Einmal auf der Ladefläche durchs Dorf, was für ein Abentteuer.

Autos sind hier in Bolivien wirklich teuer. Man bekommt kaum was vernünftiges gebrauchtes unter 15 000 Dollar. Dieses Auto wird für uns 12 000 Dollar kosten. Wir würden es gerne noch auf Gas umrüsten lassen, da ihr euch sicher vorstellen könnt, dass der Motor einiges an Benzin schluckt. Das sind noch mal kosten von ungefähr 2000 Dollar. Auch wenn die Spritpreise im Vergleich zu Deutschland sehr gering sind (ca. 50 Cent der Liter), ist es doch eine Menge Benzin, was das Auto schluckt. Mit Gas würden wir ca. ein Viertel davon zahlen.

Wir konnten durch den Teilverkauf unseres Landes nun die Hälfte des Preises vom Auto anzahlen. Den Rest dürfen wir im nächsten Jahr abbezahlen. Wir beten, dass es kein ganzes Jahr dauern wird und vertrauen auf Gottes Versorgung. Ihr wisst, dass wir hierher gekommen sind, um mit jungen Mennoniten zu arbeiten, die die Kolonie verlassen. Wir haben das Jugend-Café hier in der Lagerhalle nun vorerst eröffnet, aber der große Traum ist es, ein Café mit integriertem Gartencenter, einem Ort der Begegnung auf unserem Land zu bauen. Dieses Land durften wir bereits 2016 kaufen und wir haben es von Anfang an Gott gegeben. Dort soll was entstehen für junge Menschen, die ihre Familien verlassen, um ein eigenes Leben zu führen, ein Leben mit Gott. Das heißt, da kommt noch viel Arbeit auf uns zu und ein große Baustelle. Dafür ist dieses Auto perfekt.

Gott ist gut und er weiß, was wir brauchen. Es wirkt wirklich so, als wäre dieses Auto nur für uns hierhergestellt. Aber Familie Harms checkt erst nach einem Jahr, dass das Auto für uns hier ist, weil es für unsere Situation gerade das richtige ist.

Wenn wir im Dorf fahren, dürfen unsere Kinder hinten draufsitzen. Sie lieben es.

Gott fragte Regina während einer Lobpreiszeit, ob wir bereit sind, das Geld welches er uns anvertrauen möchte, in sein Reich zu investieren. Zu dem Zeitpunkt hatten wir es wirklich knapp hier und Regina hatte am Anfang des Gottesdienstes 200 Bolivianos geschenkt bekommen von einem Gemeindemitglied, die es auf dem Herzen bekommen hatte, uns das Geld zu spenden. In der Lobpreiszeit fängt Gott an, mit Regina zu sprechen. „Bist du bereit, das Geld in sein Reich zu investieren?“ Ihre Antwort war: „Ja ich möchte, aber ich weiß nicht, ob ich es schon kann, aber es ist ein großer Wunsch von mir!“ Darauf hin forderte der Geist Gottes sie auf, die 200 Bolivianos, die sie vor ein paar Minuten bekommen hatte, in den Opferkasten zu schmeißen. Sie tat es. Es dauerte noch 2 Monate der Vorbereitung und dann passierten Dinge, die wir zuvor noch nicht nie so krass erlebt haben. Es kamen Spenden rein von verschiedenen Seiten. Wir bekamen endlich den Frieden auch etwas von unserem Land zu verkaufen. Wir durften zwei Cafés einrichten und das Geld wurde und wurde nicht leer. Wir müssen auch noch einiges auf unserem Land zahlen und in Auftrag geben: Wasserleitungen legen, Stromanschluss beantragen, eine Erdstraße bauen. Das sind noch Kosten, die auf uns zu kommen. Das Auto war nun nach diesem finanziellen Hoch die erste Herausforderung, bei dem wir nochmal sagen mussten: Ok Herr, wir vertrauen dir! Du versorgst uns! Was wir zahlen können, das tun wir und du wirst für den Rest sorgen. Für das Geld, dass du uns anvertraust, sind wir einfach nur Verwalter und wir wollen lernen gute Verwalter zu sein und unser Investment ist dein Reich stecken.

Wir durften im letzten Jahr anfangen zu lernen, mehr als nur unseren 10ten zu geben. Wir lernen gerade, unser Geld nicht mehr als unser zu sehen, sondern als Seins! Wir sind eingesetzt als Verwalter. Und wir erleben großartige Sachen. Alles was wir haben, ist uns von Gott gegeben. Die ganze Welt spricht von guten Investments. Ein guter Freund von uns sagte mal, er hat angefangen in das Reich Gottes zu investieren, denn da hast du eine Rendite für die Ewigkeit. Es gibt so viele wundervolle Projekte, wo Gott etwas bauen möchte. Halt deine Augen auf. Es geht uns hierbei nicht nur um unser Projekt, es gibt auch viele Andere, wo du investieren kannst. Wir wollen aber nicht schweigen über das, was Gott in unserem Leben getan hat.

Schreib uns gerne deine Gedanken dazu. Danke, dass du ein Teil unseres Projektes bist. Danke, dass du uns im Gebet und finanziell begleitest. Alleine könnten wir das hier nicht machen. Gott segne euch!

1 Jahr in Bolivien

Wie schnell kann ein Jahr bitte vorbeiziehen?

Auf der einen Seite kommt es uns vor, als hätten wir erst gestern Deutschland verlassen und auf der anderen Seite haben wir in diesen einem Jahr schon so viel erlebt, dass wir das Gefühl haben, wir sind schon länger als ein Jahr da.

In diesem Jahr durften wir bei 2 Freizeiten mitwirken, wir helfen bei der Kinderarbeit in der Gemeinde, wir durften bei 3 Missionsreisen mitfahren, Regina hat natürlich gleich an Weihnachten beim Theaterstück mitgewirkt und wurde dieses Jahr auch schon gefragt, ob sie etwas für das Weihnachtsprogramm machen kann. Außerdem hat sie einen Hauskreis für junge Frauen gegründet, welcher so einschlug, dass ein weiterer schon gestartet hat, in dem sie die Frauen ihres Hauskreises in den Bereich der Leiterschaft reinführt. Diese 5 junge Frauen darf sie nun als Mentorin begleiten. Ein dritter Hauskreis ist bereits in Planung. Wir durften ein Paar in der Ehevorbereitung begleiten, die bereits verheiratet sind und nun begleiten wir ein weiteres Paar, welches im Februar heiraten wird. Außerdem sind wir dabei 2 Cafés zu eröffnen. Unser Café in Villa Nueva (der Ort in dem wir leben) wird ein Jugendcafé und das Café in Santa Cruz ist für die Zielgruppe der Altkolonie-Mennoniten geplant.

Hier ein paar Einblicke in die Camps von Jugend und Kinderarbeit:

Die Einsätze in den Kolonien und auf der Straße des 6. August:

Regina Hauskreis: „circulo de señoritas“ (Kreis junger Frauen):

Maria und Ewald durften wir vor der Ehe begleiten und mit ihnen Hochzeit feiern. Regina hat die Hochzeit moderiert und unsere süßen Kids durften die Blumen streuen.

Und dieses Paar dürfen wir nun begleiten:

Zudem durfte Regina auch an einem Film in plattdeutscher Sprache mitwirken , der Ende 2023 auf Youtube online gestellt werden soll.

Unser Jugendcafe am Sonntag macht sich langsam. Es fehlen noch ein paar Dinge, aber wir haben bereits Besucher am Sonntag.

Das Cafe Hopninjs-Däa (Hoffnungstür) am 6. August, wo die Mennoniten alle einkaufen gehen, kommt auch voran:

Wir haben in diesem Jahr außergewöhnliche innere Heilung sehen dürfen, besonders in den Hauskreisen. Wir gehen dort das Buch SOZO durch. Wir durften Heilung am Körper durch Händeauflegung erleben. Wir haben übernatürliche Versorgung erlebt. Gott hat uns im Thema Finanzen bereits viel beigebracht und wir durften einiges lernen und darin wachsen. Die erste Zeit war sehr sehr knapp, aber Gott hat uns immer versorgt.

In Bezug auf unser Stück Land hier in Bolivien hat sich auch einiges getan. Anfangs hatten wir keinen Frieden darüber, etwas von unserem Land zu verkaufen. Dann kamen aber zwei Familien, die unsere Vision, den Menschen hier im Land zu dienen, teilen und wir hatten Frieden darüber, ihnen ein Stück unseres Landes zu verkaufen. Dadurch konnten wir die gesamte Schuld, die noch auf dem Land war, abbezahlen und Maßnahmen ergreifen, wie die Erdstraße zu bauen, Wasserrohre verlegen, Mäh- und Baumfällarbeiten… Außerdem konnten wir auch von dem Geld die Renovierungskosten und viele Besorgungen für die Cafes zahlen. Wir sind Gott sehr dankbar. Zur Zeit lernen wir gute Verwalter zu sein, für das was Gott uns anvertraut. Eine Sache die uns noch fehlt, ist ein eigenes Auto, welches groß genug ist, um auch noch mehr Menschen transportieren zu können als nur uns. Wir haben vor, das Auto, welches wir bisher leihweise in unserem Besitz hatten, zu kaufen. Außerdem fehlt auch noch ein wenig Geld, um unser monatliches Gehalt abzudecken. Wir sind für jede Spende dankbar, die bereits eingegangen ist. Danke dass du ein Teil davon bist. Betet bitte weiter für uns. Wir brauchen euer Gebet! Und wenn du uns finanziell unterstützen möchtest, folge diesem Link:

Spenden

Einsatz bei Hacienda Verde

Denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Wesen von Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte und Gewalten der Finsternis, die über die Erde herrschen, gegen das Heer der Geister in der unsichtbaren Welt, die hinter allem Bösen stehen.

Epheser 6,12

Ich habe diesen Vers selten so gut verstanden, wie in dem Moment, als wir die Kolonie betreten haben. Dieses beklemmende Gefühl. Als ob du in ein finsteres Tal hineinfährst. Dieser Augenblick in dem du eine Schwelle übertrittst und merkst, hier ist irgendetwas anders. Ob du nun an das Übernatürliche glaubst oder nicht, so mag ich doch behaupten, wir alle kennen dieses beklemmende Gefühl. Manchmal bei Menschen oder sogar Menschengruppen. Manchmal in einem Raum oder auf einer Veranstaltung.

Gott hat uns eine tiefe Liebe zu den Mennoniten geschenkt, die doch auch teil unserer Geschichte sind. Also liebst du die Menschen, aber nicht den Geist, der dort am Werk ist.

Wir fahren erstmal 30km Erdstraße. Die Kolonie ist völlig abgelegen mitten im Nirgendwo. Aber genau dass wollen sie. Abgeschottet von der Welt leben. Was erstmal sehr idyllisch aussieht, verliert schnell seinen Charme, als wir näher kommen. Es ist Feiertag, aber niemand feiert hier, zumindest so ausgelassen, wie wir es kennen. Wir sehen nur selten kleine Kinder auf den Straßen oder auf den Höfen. Kein Lachen, keine Musik … nichts! Da die Regeln besagen, dass z.B. Ballspiele, Kartenspiele, Musik weitere Medien und Fahrzeuge, die keinen agrartechnischen Nutzen haben, Sünde sind, treibt die Langeweile und die religiöse Gesetzlichkeit die Jugend in die Arme von Alkohol, Gewalt und sexuellen Ausschweifungen. Ihre Reaktion darauf: „Trotzen“. Dieses Wort ist plattdeutsch und bedeutet so viel wie ärgern, sich auflehnen, mobben. Sie lehnen sich gegen die Regeln der Erwachsenen bzw. kirchlichen Oberhäupter auf und mobben sich viel untereinander. Durch all die Regeln und Gesetze macht sich ein großer Frust und ein Gefühl der ständigen Unzulänglichkeit breit, denn es scheint fast unmöglich, all das einzuhalten.

Kaum in der Kolonie angekommen, begegnet uns schon die erste Gruppe von Jungen. Sie sind neugierig. Autos sehen sie hier nicht jeden Tag. Hier in der Kolonie fahren die Altkolonier mit Kutschen ( Buggys), denn Autos sind Sünde. Sie fahren zwar mit Autos mit, aber die werden von Bolivianern gesteuert, die ihrer Meinung nach eh in die Hölle kommen. Es wirkt heuchlerisch. Was hat das mit der Liebe Gottes zu tun und damit, dass Jesus FÜR ALLE ans Kreuz gegangen ist? Diese Kolonie wirkt wie eine Enklave mit eigenen Gesetzen mitten in einem anderen Land. Zurück zu den Jugendlichen. Es ist Ostermontag und wir teilen ihnen mit, das wir Geschenke für sie haben und gerne mit ihnen Gemeinschaft hätten. Wir fahren etwas weiter und suchen uns eine Stelle im Schatten unter ein paar Bäumen, um der warmen Mittagssonne zu entfliehen. Die Jungs – etwa 12 an der Zahl – folgen uns. Ein paar von uns fahren durch die Kolonie, um noch mehr Jugendlichen Bescheid zu geben und sie in ihrem PickUp mitzunehmen.

Allerdings haben wir damit auch viel Aufsehen erregt. Während ein Teil von uns sich schon mit der ersten Gruppe unterhalten, treffen ein paar von uns auf Skepsis und Wut. Als sie die Straße entlang fuhren, haben sie Kinder und Jugendliche angetroffen, die von ihren Eltern zurückgerufen wurden: „Lauft weg, das sind böse Menschen. Die wollen euch aus der Kolonie entführen.“ Andere Jugendliche beschädigten die Autos leicht und warfen mit Steinen. Derweil redete der andere Teil von uns in aller Seelenruhe mit der ersten Gruppe, die schon unter den Schattenbäumen Platz genommen haben. Es war sehr interessant von ihrem Leben zu erfahren. Die meisten von ihnen hatten diese Kolonie noch nie verlassen. Sie waren zwischen 15-18 Jahren alt. Wir hatten ihnen kleine Hefte mitgebracht und Schokolade. Auf die Frage ob sie Plattdeutsch lesen können, antworteten sie mit „nein“. Sie lesen nur Hochdeutsch. „Aber könnt ihr das denn richtig verstehen“, fragten wir sie? Auch hier lautet die Antwort „nein“. Es scheint so, als ob die Koloniebewohner extra in Unwissenheit gelassen werden. Zu viel wissen, ist dann wohl auch Sünde. Wie traurig. Man kann sehen, dass diese Jungs berührt sind von unseren Lebensberichten und der Liebe Jesu. Sie schauen so gleich in die Traktate rein und merken, dass sie es doch lesen können; das Plattdeutsche, ihre Muttersprache! Doch dann kommt eine Kutsche mit Vätern vorbei und die Gruppe der Jungs löst sich binnen Sekunden auf. Sie verstecken ihre Geschenke in den Büschen (vermutlich um sie später zu holen) und versuchen unbemerkt zu entkommen. Die Väter sind ruhig aber bestimmend, „wir sollen doch bitte die Kolonie verlassen“, da wir Unruhe bringen. Sie würden uns in Ruhe lassen, wenn wir die Kolonie verlassen würden und bitten uns, dass wir auch sie in Ruhe lassen. Wir reden alle ruhig und respektvoll miteinander. Sie wollen aus ihrer Sicht, „nur das Beste für ihre Jungs!“ Sie empfinden uns als Gefahr. Das können wir verstehen. Wir versichern ihnen, dass wir keine bösen Absichten haben und dass wir aufgrund unseres gemeinsamen Glaubens hier sind. Es ist Ostern und die Liebe Gottes treibt uns, die Geschichte vom Opfertod Jesu an sie weiterzugeben. Wir verlassen die Kolonie. Mit vielen neuen Eindrücken.

Weihnachten / Neujahr / Anfang 2023

„Ihr seid wie fleißige Fische hier angekommen. Gleich ins Wasser gesprungen und schwimmt ganz schnell mit!“ Das waren die Worte einer wundervollen älteren Dame aus unserer Gemeinde. Sie und ihr Mann werden auch liebevoll die Großeltern der Gemeinde genannt. Und ja, ich denke sie hat recht. Es wurde uns auch so leicht gemacht in diese wundervolle Gemeinde und die Arbeit hier einzutauchen. Wir schauen zurück auf ein wundervolles Weihnachten, wo ich (Regina) gleich bei dem Theaterstück helfen durfte. Unsere Kinder haben mit der Kinderstunde einen Tanz eingeübt und waren da schon dabei. Allgemein können wir sagen, dass sie sprachlich Fortschritte machen. Zwar können sie nur wenig Spanisch verstehen und noch weniger sprechen, aber mittlerweile verstehen sie das Plattdeutsch hier schon sehr gut und die Sprachbarriere macht ihnen in der Gemeinde nicht mehr so große Schwierigkeiten. Für die beiden sind es ja tatsächlich zwei fremde Sprachen. Zum Glück ist das Plattdeutsch dem Hochdeutschen sehr ähnlich. Es ist so süß, wenn sie dann versuchen die ersten Worte auf Plattdeutsch zu sprechen.

Dieses Theaterstück wurde von Anfang an evangelistisch ausgerichtet, denn wir hatten vor, mit diesem Theaterstück in die umliegenden Kolonien zu fahren und die gute Botschaft zu erzählen. Was für eine interessante Erfahrung.

Hinter dieser Tür öffnete sich ein ganz neues Bild. Hier im verborgenen suchten die Jungs aus der Kolonie ihre vermeintliche Freiheit. Sie betranken sich, hörten laut Musik und spielten Biliard. Jeder zweite hatte einen Cocaball im Mund und/oder rauchte. Auffallend war nur, das keiner von ihnen frei schien. Es kam mir vor, als wären ihre Gemüter bedrückt und sie wollten sich einfach nur betäuben.

Was auch auffallend war, das weit und breit keine Mädchen zu sehen waren. Raus aus der Kolonie zu diesem Shop kamen nur die Jungs. Wir fuhren vor der Vorstellung noch in die Kolonie selber rein und sprachen ein paar Junge Menschen an, ob sie nicht auch Interesse hätten, das Theaterstück und das Programm zu sehen. Ein junger Mann hat uns sogar mit auf seinen Hof genommen. Ich habe natürlich ein Foto für euch von diesem entzückenden Häuschen gemacht. Dies war eine reiche Familie. Er führte uns auch in deren Schmiede, wo sie sogar Gerätschaften aus Deutschland hatten, die er uns stolz präsentierte.

An dem Tag wurde mir (Regina) bewusst, dass es wesentlich schwerer ist, an die Mädchen ran zu kommen. Sie sind am Haus gebunden und einfach nicht mutig genug, die Kolonie auch mal alleine oder mit anderen Mädchen zu verlassen. Es ist üblich, dass sie nur mit der Familie z.B. in die Stadt fahren. Auf der Vorstellung war nicht ein einziges Mädchen. Wir trafen aber in der Kolonie auf drei junge hübsche Mädchen. Wir kamen mit ihnen ins Gespräch, luden sie ein, aber wie gesagt, leider sind sie nicht gekommen. Nach diesem Einsatz betete ich zu Gott und fragte ihn, wie wir diese Mädchen erreichen können. Wie können wir ihnen Mut machen und ihnen von der Liebe und den Wert Gottes erzählen? Und drei Tage später passierte etwas, womit ich nicht gerechnet hätte. Eine der drei Mädchen meldetet sich bei mir über… Instagram. Das hätte ich nie erwartet! Ihr müsst wissen, dass ihnen moderne, technische Geräte verboten sind. Das viele trotzdem ein Handy haben, darüber kommunizieren und Videos gucken, war mir bewusst, aber dass einige auch in Sozialen Medien wie Instagram und TikTok unterwegs sind, dass war mir so nicht bewusst. Also öffnen sich neue Türen.

Weihnachten im Schuhkarton

Für diesen Jungen durfte Benaja eine Kiste voller Überraschungen packen.

Leuchtene schüchterne Augen schauen uns an. Wir haben schon öfter für arme Kinder Weihachten im Schuhkarton eingepackt und verschenkt, aber dieses Jahr durften wir es auch selber überreichen und in die Augen der Beschenkten schauen. Was für eine wundervolle Erfahrung. Gerade für die Kinder war es ganz besonders. Und wie schön ist es auf vorbereiteten Wegen zu gehen. Wir durften für Menschen beten. Ein Junge hatte schon den ganzen Morgen Kopfweh und es ging ihm nicht gut. Wir durften für ihn beten und es war zu spüren wie Gottes Gegenwart präsent war und der heilige Geist zu wirken anfing. Durch Jesus ist der Zugang zum Vater wieder da und dann legt er noch einen drauf und verleiht uns Kraft aus dem Himmel. Die gleiche Kraft, die Jesus von den Toten auferweckt hat, lebt nun in uns! Halleluja. Die Kopfschmerzen waren augenblicklich vorbei. Er hatte Tränen in den Augen, ich hatte Tränen in den Augen. Er wurde nicht nur frei vom Schmerz, er hatte in diesem Moment eine Begegnung mit Gott. Halleluja, Gott ist so so gut!

Und dann ging die Reise weiter zu drei kleinen Brüdern, deren Mutter es auch nicht so gut ging, als wir da ankamen. Und wir fragten Gott, was können wir hier tun. Da erzählte sie uns, dass sie schwanger sei und wahrscheinlich eine Entzündung hat. Und was glaubt ihr… genau heute war Sarah mitgekommen. Sie war zu Besuch aus Deutschland und ist eine Hebamme… Halleluja. Gott wusste, dass wir zu dieser Familie an diesem Tag gehen sollten. Sarah konnte ihr helfen und bot ihr an, sie in den nächsten Tagen kostenlos zu untersuchen.

Silvester

Das Jahr durften wir mit der Gemeinde beenden. Es war so schön. Ich durfte Flaggen für die Kinder und die Gemeinde machen und mitbringen. Mit Flaggen und Tanz unseren Gott anzubeten, kennen wir aus unserer Heimatgemeinde. Wir waren uns nicht sicher, ob die Menschen es hier gleich annehmen würden und die Kinder sich trauen würden nach vorne zu kommen und zu tanzen. Aber diese Sorge war völlig unbegründet. Die Flaggen waren im Nu in den Kinderhänden und sie hatten viel Freude daran für Gott zu tanzen. Es war ein Fest.

Unsere Wohnung

Dieser Gebäudekomplex gehört Reginas Vater. Im Erdgeschoss befinden sich Büroräumlichkeiten, in der ersten Etage drei Wohnungen und unter dem restlichen Dach werden Flächen u.a. für eine Werkstatt vermietet.

Ein Heim für den Übergang. Eins nach dem Anderen sagt Gott uns immer wieder. Die letzten Wochen waren geprägt vom Bau unserer Wohnung. Leider hat mein Vater sich an der Schulter verletzt, so dass diese erstmal heilen muss. Aufgrund dessen sind wir natürlich nicht so schnell voran gekommen. Allerdings hatte es auch was Gutes: Wir durften bzw. mussten viel selber machen und dadurch konnten wir einiges lernen, z.B. wie Trockenbau funktioniert. Wir sind sehr dankbar, dass wir hier unterkommen können bis Gott uns sagt, was er mit unserem Land machen möchte und wir hoffentlich dort ein Heim für uns und andere bauen können.

Andreas war jeden Tag auf der Baustelle und wenn Regina konnte, hat sie auch mitgeholfen.
Die Decke anbringen und dann zu spachteln war auf jeden Fall herausfordernd.

Meine Schwester und ihre Familie sind seit einigen Wochen zu Besuch und sind auch im Haus meiner Eltern untergekommen. Inmitten vom Paro Civico bzw. Bloqueos. Das sind politische Protestdemos und Straßenblockaden um Santa Cruz herum, bei denen kaum Autos und LKWs durchgelassen werden. Alles steht still bzw. ist nur stark eingeschränkt möglich. So mussten wir unter viel Stress zeitig unsere Wohnung fertig bekommen, da wir allen Parteien, uns eingeschlossen, mehr Rückzugsmöglichkeiten gönnen wollten, um dadurch unnötige Konflikte und Anstrengungen zu vermeiden. Die Fertigstellung zum Einzugstermin ist uns nur teilweise gelungen, weil z.B. unsere Küche nach wie vor nicht fertig gestellt werden konnte, da aufgrund der Blockaden kein Material geliefert werden konnte.

Die drei Fenster oben rechts unter dem Dach gehören zu unser Wohnung. Andreas hat die drei Fenster noch kurz vor dem Einzug eingebaut. Zum ersten Mal in seinem Leben.

In eine nicht fertige Wohnung zu ziehen, entsprach nicht unseren Vorstellungen: Ohne Küche, keine Zimmertüren, ein nicht gut funktionierendes Bad, kaum Möbel und durch die Blockaden im Land besteht auch nicht die Möglichkeit, Dinge für den Haushalt zu kaufen, ein Firmengelände auf dem kein Baum steht, dafür aber viele Baugeräte, offene Kabel und Baulärm herrscht. Wir lieben Schönheit und ich denke, dass hat Gott uns allen ins Herz gelegt. Wir lieben die Natur und die Ruhe. All das ist hier nicht gegeben. Wir wohnen vorne an der Hauptstraße. Der Rasen auf dem Vorhof ist nur fleckenweise da, ohne Pflanzen und Bäume. Wir erwischen uns, wie wir morgens auf der Suche sind, nach einem ruhigen schönen Ort, wo unsere Seele baumeln kann und wir Zeit mit Jesus verbringen können. Mein Blick schweift ab auf all die Dinge, die ich nicht habe. Eine Unzufriedenheit macht sich breit. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Die Angst kommt hoch, vielleicht doch nicht von Gott versorgt zu werden. Am liebsten möchte ich nach Hause. Zurück nach Deutschland, in unsere schöne Wohnung, unseren wundervollen Garten. Ich schaue nur auf alles, was ich nicht habe, doch ein leiser Ruf in mir drinnen sagt: „Regina, fall nicht in das Loch. Ändere deinen Blick, schau nicht auf das, was du nicht hast. Schau auf das, was du hast. Komm zu mir!“ Liebevoll wie unser Gott Vater ist, schickte er mir gleich am Nachmittag eine Frau in die Wohnung, die ganz erstaunt meinte, wie schnell wir innerhalb von zwei Tagen eine Wohnung geschaffen haben, mitten in diesen Umständen. Auf einmal wird mein Blick größer und ich sehe, was wir schon alles haben. Mein Mann schaltet eine Predigt an, was wie Balsam für meine Seele war. Der Satz den ich daraus mitgenommen habe war: Gott versorgt, nicht weil du es brauchst, sondern weil er voller Gnade ist und es liebt zu versorgen. Jesus hat alles am Kreuz vollbracht. Die Verbindung und Versorgung ist wieder hergestellt. 

Heute morgen, zwei Tage später, darf ich mit einer Schwester im Glauben telefonieren. So weit weg und doch so nah. Ich darf ehrlich werden, mein Herz offenbaren. Und sie begegnet mir mit so einer Liebe und nimmt mich im Gebet mit zu unserem Vater. Wir gehen in seinen Thronsaal. Jesus ist da, der Geist Gottes ist da, Gott Vater ist da. Und ich gehe in diesen Raum, der wunderschön ist. Und Gott erinnert mich, dass ich wieder regelmäßig in diesen, unseren Raum kommen soll. Hier ist es schön. Hier ist Schönheit, wo das Auge hinreicht. Ich darf all meine Sorgen, meine Ängste und meine Unzufriedenheit vor ihn hin legen. Und ich schaffe Raum für ihn. Hier ist Freiheit, hier ist Gnade, hier ist Schönheit. Und dieser Raum ist immer zugänglich für mich. Im Gebet nehme ich war, dass um mich herum alles genau in diesem Moment lauter wird. Die Säge im Innenhof geht an, die Motoren jaulen auf. Unter mir im Lager geht eine Maschine an und sogar der Boden unter meinen Füßen und der Tisch an dem ich sitze fängt an leicht zu vibrieren. Mir fällt es schwer, mich zu konzentrieren. Wieder dieser Lärm…ABER NEIN! Ich bleibe in diesen, unseren schönen Raum. Ist mir egal, was um mich passiert, denn hier bist du Herr, mein Vater. Hier ist es schön und hier wartet Frieden für mich. 

Um uns herum ist noch viel Potenzial die Schönheit Gottes im Irdischen zu gestalten. Und das wird auch nach und nach. Denn da wo wir sind, da ist Eden. Denn Eden ist in unserem Herzen.

Ich bin Gott sehr dankbar, dass ich zu diesem Raum immer Zugang habe. Und du hast ihn auch. Wenn es um dich herum auch gerade laut und nicht schön ist, warum auch immer, dann schließe deine Augen, schalte dir dein Lied an, dass dir die letzte Zeit wichtig geworden ist. Bei mir war es: „Ich schaffe Raum für dich!“ Ins deutsche von Urban Life Worship übersetzt und gesungen. Gehe mit Jesus in deinen Raum. Schau dir alles an, begegne Gott Vater, Jesus und den Heiligen Geist. Hör was sie dir zu sagen haben und lege alles hin. Und du wirst sehen, da ist Frieden. Du gehst verändert raus.

Liebe Grüße Regina

Notiz an mich selber: Schönheit wartet jeden Tag auf dich. Denn Gott lebt in dir und der Raum ist da.

Nun sind wir schon einen Monat hier.

Die Kinder gehen in die Schule und hier ist ein wenig Alltag eingekehrt. Man merkt, dass es uns allen sehr gut tut.

GO-Konferenz

Anfang Oktober durften wir bei einer Plattdeutschen Konferenz teilnehmen und auch ein wenig mithelfen. Die Konferenz fand in der Nieet Läwen (NeuesLeben) Gemeinde in der Nähe statt. Das ist auch die Gemeinde, die wir hier in Bolivien besuchen. Wie der Name „GO“ schon ahnen lässt, ging es darum, raus zu gehen und den Mennoniten hier in Bolivien (ähnlich wie die Amish People in den USA) von Jesus zu erzählen. Wir durften das Geschenk, dass Jesus für all unsere Schuld gestorben ist und uns von innerer Not und Bitterkeit befreit hat, weitergeben. Wie können wir davon schweigen? Gott ist Liebe. Er liebt uns. Er gibt uns Frieden, Freude und Freiheit. Wie könnten wir davon schweigen? Es wurde viel darüber gelehrt, wie man das Evangelium an die Mennoniten weiter bringen kann. Ein Team von YWAM – Youth with a Mission Paraguay und ein Team von „Jesus e mais“ aus Brasilien waren als Unterstützung mit dabei. Die Gemeinde „Nieet Läwen“ wird immer wieder von der Gemeinde in Brasilien unterstützt, die schon länger kreativ mit Theater und Musik das Evangelium verbreiten. 

Das Team aus Brasilien von Jesus e mais (portugiesisch). Die Brasilianer haben Feuer!

Was haben wir um das Wochenende herum erlebt? Regina durfte die Kindergeschichten erzählen. Gott legte ihr das Buch „Nicht wie bei Räubers“ aufs Herz. Wir haben schon mitbekommen, dass es an Kindermitarbeitern fehlte, doch leider liegt ihr nicht die Arbeit mit Kindern. Mit Ausnahme von Kindergeschichten erzählen. Basteln u.ä. liegt ihr nicht so. Gott legte ihr aufs Herz, dass dieses Buch hier gehört werden muss. Dann fuhren wir zwecks Visumsangelegenheiten in die Hauptstadt des Departamentos Santa Cruz und die Leiterin der Kinderarbeit dieses kommenden Events saß „ganz zufällig“ neben uns im Trufi.  Wir fragten sie, ob sie mittlerweile schon genug Mitarbeiter hätte und sie verneinte dies. So bot Regina an, die Kindergeschichte zu erzählen. Regina erzählte ihr von diesem Buch und sie war begeistert. Es war auch okay, dass Regina nur den Part mit den Geschichten übernahm. Das war eine Gebetserhörung für die besagte Leiterin. So erzählte Regina die Geschichten und andere bastelte mit den Kindern. 

Als die Konferenz dann anfing, merkte Regina, wie unglaublich gut dieses Buch zu diesem Event passte. Am Sonntag morgen bevor die Eltern dieser Kinder in die Kolonien gefahren sind, um den Menschen eine Begegnung mit Jesus zu schenken, war das Kapitel 4 dran. In diesem Kapitel geht es darum, dass Jesus den kleinen ehemaligen Räuberjungen Tom, den er befreit und erkauft hatte, ihn zu seinen Sohn gemacht hatte, mitnahm, um für ihn in seinem Reich zu kämpfen. Was war die Waffe: LIEBE! So geht Tom mit Jesus mit und sie begegnen verschiedenen Menschen: Eine Frau, die meint, ihre Last selber tragen zu müssen und sich nicht von Jesus helfen zu lassen. Kinder die sich verirrt haben, die Jesus heimbringen möchte, doch sie sind so irritiert von der Liebe, die ihnen entgegen gebracht wird, dass sie meinen: „Das kann nicht echt sein!“ Und zum Schluss kommen sie zu einem Mann, der krank im Bett liegt und zu Gott betet. Jesus klopft an die Tür und sagt, „Du hast mich gerufen, hier bin ich! Ich möchte dich heilen!“ Da entgegnet der Mann: „Nein, ich habe die Krankheit von Gott auferlegt bekommen. Ich möchte nur ein wenig mehr Zeit.“ Der kleine Räuberjunge Tom völlig außer sich: „Sowas kannst du nur sagen, weil du den König, unseren Vater, nicht kennst! Niemals würde er dir eine Krankheit auferlegen. Er ist pure Liebe und möchte dich heilen….“ Kennst du die Geschichte? Wenn nicht, dann bestell dir das Buch beim SCM Verlag. Nicht wie bei Räubers (unbezahlte Werbung)

https://www.scm-shop.de/nicht-wie-bei-raeubers.html

Letztendlich wird der Mann von Jesus geheilt, da Jesus sagt, er hätte noch was mit ihm vor. Der Mann nimmt also die Heilung an und durch die Berührung von Jesus wird er komplett wieder hergestellt. Darauf antwortet der Mann verblüfft: „Das muss ich meinen Nachbarn erzählen.“ Jesus erwidert: „Und genau das war mein Plan für dich. Erzähle der Welt was ich für dich getan habe und liebe sie. Erzähl ihnen von mir, auf das sie frei werden!“ 

Wie wunderschön. Und es ist Zeit. Es ist Zeit, dass Menschen frei werden. Es ist Zeit, dass wir wieder die Hände auflegen und Menschen gesund werden. Es ist Zeit, dass wir Gottes Liebe in die Welt tragen und die Menschen frei werden. 

Durch ein schönes Theaterstück erzählen sie hier, dass Jesus dich von allem frei machen kann und möchte.
Hier ist Arno Pauls, der Leiter aus Brasilien von Jesus e mais. Er spricht auch Plattdeutsch und Gott hat ihn auf wunderbare Weise nach Bolivien geführt um die Nieet Läwen Gemeinde zu unterstützen.

Für die Jugendlichen aus der Kolonie, ist Theater, Musik…jede Art von Kunst in Plattdeutsch etwas ganz besonderes. Eigentlich dürfen sie keine Handys haben. Aber die meisten haben eins. Sie nehmen das Event mit den Handy auf und schauen sich das Video viele male an. Was für eine wunderbare Möglichkeit etwas in ihre Herzen zu sähen.

Wir durften am Nachmittag auch in eine Kolonie fahren und eine Familie kennen lernen, die sogar den gleichen Nachnamen haben wie wir. Sie waren unglaublich gastfreundlich, aber leider dem Evangelium gegenüber recht verschlossen. Es war eine tolle Erfahrung für uns und hat uns die Not gezeigt. Wir haben euch einen Link zur Doku über die mennonitischen Kolonien hier auf die Webseite gestellt. Schaut euch das gerne an. Ein anderes Team durfte an diesen Tag Wunder erleben und vier junge Menschen gaben ihr Leben Jesus und wurden mit dem Heiligen Geist getauft.  Am Abend bei der Abendveranstaltung entdeckte Regina zwei junge Paare aus der Mennonitenkolonie. Man erkennt sie leicht an ihren Trachten. Sie waren neugierig geworden und man sah, dass sie ergriffen waren von der Gegenwart Gottes. Regina durfte für eins der jungen Paare beten und Gott gab ihr noch mal mehr eine tiefe Liebe zu dieser Kultur und zu diesen Menschen. Uns wurde noch mal mehr klar, was es für sie heißt, ihr Leben Jesus zu geben: Verstoßen von der eigenen Familie, Ausschluss aus der Kolonie, doch niemand innerhalb der Kolonie kauft ihnen ihr Land ab und sie werden wie Aussätzige behandelt. Mir wurde klar, dass ihre Entscheidung für Jesus eine Entscheidung ist, die radikal ihr Leben verändert. Und wohin sollen sie gehen? Sie brauchen Hilfe von ihren Geschwistern im Glauben. Von uns, UNS allen! Wir alle können helfen. Uns liegt es sehr auf dem Herzen Wohnraum für diese Menschen zu schaffen. Wir haben hier in Bolivien in dem Dorf Villa Nueva ein Land von ca. 13 000m2 und wir beten gerade, wie und wann Gott darauf was bauen möchte. Bete mit uns! Sollen wir einen Teil vom Land verkaufen, um Finanzen zu erhalten und bauen zu können oder brauchen wir das ganze Land? Wenn du Eindrücke und Visionen für uns hast, dann teil sie uns diese mit. Wenn Gott dir aufs Herz legt, diesen Bau zu unterstützen, dann melde dich bei uns.

Wir sind Gott unendlich dankbar eine Gemeinde vor Ort gefunden zu haben, die zu uns passt. Eine Gemeinde von der wir denken, dass wir uns mit der Zeit zuhause fühlen können, da sie den gleichen Auftrag hat wie wir: Die Mission unter den Mennoniten!

Es bleibt spannend! Danke, dass du dabei bist.

In Gott und seiner Liebe verbunden, 

eure Familie Harms

Die ersten Wochen in Bolivien

Einen Kulturschock haben wir nicht. Wir wussten ja auf was wir uns einlassen. Trotzdem war der Anfang sehr ernüchternd. Jetzt sind wir wirklich hier. Wir haben fast alle unsere Lieben zurückgelassen und sind in ein anderes Land gezogen. Hier haben wir nur 9 Koffer mit unseren Habseligkeiten. Wir haben FAST alles da gelassen. Aber wir haben auch jemanden wieder gewonnen. Meine Eltern, die Großeltern unserer Kinder. Meine Eltern leben seit fast 13 Jahren mit Unterbrechungen in Bolivien. Als wir 2012 hier für ein Jahr gelebt haben, waren meine Eltern gerade in Deutschland und wir konnten in ihrem Haus leben. Diesmal haben wir die Eltern hier. Was für eine Erleichterung! Was für ein Segen für unsere Kinder! Ihr könnt euch vorstellen, dass meine Eltern sich sehr über ihre Enkel gefreut haben. In Bolivien angekommen, wurden die Kinder erstmal fest in die Arme und noch mehr in die Herzen geschlossen.

Meine Mama und unsere Kleinen als wir um 5 Uhr morgens vom Flughafen abgeholt wurden.

Dieser Geruch, dieses Wetter, der Wind… ja wir sind wieder in Bolivien. Hier… wo Gott uns vor 10 Jahren unsere Berufung gezeigt hat. Wir sind Eltern für viele. Wir können NOCH nicht genau sagen, was Gott dieses Mal mit uns hier tun wird. Aber wir wissen, Gott hat uns gerufen und er wird mit uns hier Großes tun.

Gleich auf dem Weg heim durften wir die wundervollen Früchte dieses Landes am Straßenrand sehen und für Zuhause mitnehmen.

Obst und Gemüse ist hier herrlich günstig in der Saison. Auch Fleisch bekommt man relativ günstig. Alles andere würde ich sagen ist tatsächlich ähnlich wie in Deutschland, Milchprodukte im Laden sind teilweise teurer als in Deutschland. Hier kauft man viel von Nachbarn und Bekannten, die z.B. Käse selbst herstellen, Schmand oder Honig…

Unsere größte Sorge waren die Kinder. Würden sie sich hier wohl fühlen, werden sie hier gut ankommen, die Sprache lernen und wird das Schulsystem gut genug für sie sein? Wir sind so glücklich, dass unsere Kinder gerne hier sind. Bis jetzt haben wir noch kein Heimweh bei ihnen feststellen können. Sie fühlen sich hier wohl. Klar merkt man, dass alles neu für sie ist und ja, sie sind teilweise gereizter, aber wir nehmen uns gerade extra mehr Zeit mit unseren Kleinen, um ihnen zu helfen sich hier zu integrieren. Ich denke, das ist auch für uns gerade erstmal das wichtigste. Nächste Woche ist ihre erste Woche in der Schule. Wir wollen, dass unsere Kinder nicht unter unserem Dienst hier leiden. Das ist nicht die Kultur des Himmels! An gesunden Familien kann man das Reich Gottes erkennen und mehr verstehen. Und das möchten wir den Menschen hier vorleben.